Handwerkskunst und Innovation bei Yamagami Mokko

Traditionelles Handwerk trifft moderne Technik – und wie ein kleines Team Großes schafft
Das Navigationsgerät führt mich Meter für Meter fort von den wenigen Häusern die den 4000 Seelen Ort Tsubetsu im Norden Hokkaidos ausmachen. Ich steuere auf ein altes Fabrikgebäude zu und parke auf dem Schotter. Vor mir kommen ein paar Männer aus dem Gebäude. Es ist kurz nach 12 Uhr und sie starten Ihre Mittagspause. Die Sonne scheint und ich freue mich auf meine Verabredung mit dem Geschäftsführer Yuichiro Yamagami, der in dritten Generation das mittelständische Unternehmen leitet. Er ist Mitte 30, spricht hervorragendes Englisch und begrüßt mich mit einem breiten Lächeln. Er freut sich sichtlich über mein Interesse am Unternehmen und nimmt mich gleich mit in das Nebengebäude.
Unter dem Basketballkorb liegt das Holz
Wir befinden uns im Showroom, der noch vor wenigen Jahren ein kleines Schulgebäude war. Es ist Lichtdurchflutet, und in filigranen Regalen an den wänden werden die Modelle der Stuhlmanufraktur präsentiert. Weitere stehen im Raum verteilt an Holztischen. Die feste Oberfläche fühlt sich samtig weich an. Meine Finger spüren sofort, dass hier bestes Holz hochwertig verarbeitet wurde. Bevor wir in die Details gehen möchte mir wir Yuichiro noch den nächsten Raum zeigen: die alte Turnhalle, die in ein Lager umfunktioniert wurde. Parkett ist nahezu vollkommen von großen Holzstapeln bedeckt. Trotzdem ist ehemalige Funktion nicht zu übersehen, denn sogar die alten Basketballkörbe hängen noch von der Decke. Ein riesiger Spielplatz für Holzbegeisterte schmunzelt Yuichiro mir zu.
Kaum ein Stuhl passt für mich
Wir gehen zurück in den Showroom und Yuichiro zeigt auf die Stühle an der Wand. Jeder von Ihnen ist individuell und trotzdem passen sie gut zusammen. Er erläutert, dass alle das gleiche Grundgerüst haben, sich aber und der Form der Lehne und des Materials unterscheiden. Ich setzte mich auf ganz unterschiedliche Stühle und sie fühlen sich alle toll an. Mein Favorit ist eine Art Schaukelstuhl, bei dem eine gekrümmte Schiene unter den Beinen sitzt. Auch er passt sich ins Bild der restlichen Möbel ein. Das Besondere sagt Yuichiro, sei, dass es 26?? unterschiedliche Größen gäbe, denn jeder Mensch sei anders und diese Stühle wären dazu gedacht auch ein Leben lang zu halten. Mit meinen 1,82m sei ich aber schon sehr groß für japanische Verhältnisse und damit am Rande ihres Produktionsspektrums. Es ist eines der ersten Male, bei denen ich bemerke, wie angepasst in Japan die Produktion an die Bedürfnisse ihrer EinwohnerInnen ist.
Neues Produktionsverfahren für Olympia
Ein besonderer Schatz des Unternehmens ist eine auf den ersten Blick unscheinbare tiefblaue Kiste. Bei genauerem hinsehen glänzen die fünf olympischen ringe leicht durch die Maserung des Holzes. Lange hätten Sie am passenden Design getüftelt. Die Dose ist nicht nur ein Meisterwerk des Designs, sondern auch ein Beweis für die Hingabe und das Können eines kleinen Teams aus 19 Mitarbeitenden in Tsubetsu. Aus lokalem Eschenholz hergestellt und indigoblau gefärbt – eine Farbe, die in Japan als „Farbe des Sieges“ gilt – wurden rund 5.000 Kästen in aufwendiger Handarbeit gefertigt. Die Produktion stellte das Team vor immense Herausforderungen. Jeder Deckel und jedes Unterteil wurden durch Magnete verbunden, deren Position und Tiefe bis auf 0,1 Millimeter angepasst werden mussten, um ein sanftes Gleiten des Deckels zu gewährleisten. Sie kommt ohne Nägel oder Schrauben aus. Zudem wurden die Oberflächen der Kästen von Hand poliert, um die natürliche Maserung des Holzes hervorzuheben.
Das Unternehmen hat schon sehr früh ihre Produktion mit CNC (Computerized Numerical Control) Maschinen erweitert. Ein elektronisches Verfahren zur Steuerung von Werkzeugmaschinen, dass u.a. Holz mit höchster Präzision bearbeiten kann. Diese Technik ermöglicht es, maßgeschneiderte und komplexe Designs effizient umzusetzen, ohne dabei die handwerkliche Qualität und das traditionelle Know-how aus den Augen zu verlieren. Dies spiegelte sich sich bei den Medalliendosen wider. Es brauche den geschulten Blick um die Rohlinge in passender Maserrichtung des Holzes in die digitale produktion einzusetzen und auch bei den weiteren Schritten war die händische Einsatz unverzichtbar. Die Kombination aus technologischem Fortschritt und tief verwurzelter Handwerkskunst spiegelt sich in den Produkten wider.
Offen für Quereinsteiger
Er selbst sei in Tsubetsu groß geworden sagt Yuichiro, und er wisse was er an diesem Ort habe.
Nach seinem Studium und einer Ausbildung bei einem großen Maschinenhersteller kehrte er gerne zurück. Die größte Herausforderung sei jedoch, die richtigen Menschen für das Team zu finden. Ihm sei ein guter Mix wichtig: Einige Mitarbeitende kommen aus der Region, andere sind extra für den Job hergezogen. Alter und Erfahrung seien oft weniger entscheidend, als viele denken. Natürlich müsse die Produktion höchsten Qualitätsstandards entsprechen, aber das könne erlernt werden. Viel wichtiger sei, dass die Menschen Freude an ihrer Arbeit haben, offen für Neues sind und bereit sind, mitzudenken. Auf Nachfrage erklärt er, dass der Großteil des Teams langjährige Erfahrung im Fachbereich hat und viele von ihnen das Handwerk erlernt haben.
Nach seinem Studium und der Lehre bei einem großen Maschinenhersteller sei er gerne wieder zurückgekehrt. Nicht ganz so leicht sei es allerdings dir richtigen Personen für das Team zu bekommen. Im sei ein guter Mix wichtig. Die Mitarbeitenden seien teils aus der Region, teils für den Job hergezogen. Alter und Erfahrung seien weniger wichtig als man oft meine. Natürlich müsse die Produktion höchsten Qualitätsstandards entsprechen, aber das könne erlernt werden. Viel wichtiger sei, dass die Menschen Freude an ihrer Arbeit haben, offen für Neues sind und bereit sind, mitzudenken. Auf Nachfrage erfahre ich, dass der Großteil des Teams langjährige Erfahrung im Fachbereich hat und viele von ihnen das Handwerk erlernt haben. Quereinsteiger sind eher unüblich. Das Fundament an Expertise im Team müsse stimmen, darüber hinaus sei es aber klasse Diversität im Team zu haben und er würde sich über Bewerbungen immer freuen. Die Region hat viel zu bieten: Neben der wundervollen Natur im hohen japanischen Norden, sollten auch mehr Menschen erfahren, dass ein kleines Unternehmen in einer kleinen Stadt Dinge herstellen kann, die es wert sind, der Welt gezeigt zu werden.
Dezember 2024
Mehr Infos zum Unternehmen gibt es auf der
japanischen Website von Yamagami Mokko:
